NONINO-PREIS "AN EINEN MEISTER UNSERER ZEIT" 1998

René Girard

In seinen bekanntesten Werken “La violenza e il sacro” („Das Heilige und die Gewalt“), “Delle cose nascoste fin dalla fondazione del mondo” („Das Ende der Gewalt. Analyse des Menschheitsverhängnisses”), “Il capro espiatorio” (“Der Sündenbock”) sowie “L’antica via degli empi” “(Hiob – ein Weg aus der Gewalt”)(alle im Verlag Adelphi erschienen) werden die gewalttätigen Wurzeln offengelegt, die archaische und moderne Gesellschaften miteinander verbinden. Girard verlangt eine „leidenschaftliche Identifikation“ mit allen, die geopfert wurden, weil er behauptet, dass „die wahre Wissenschaft des Menschen nie gleichgültig ist“. In einem Gedankengang, der die Felder der Anthropologie, der Philosophie, der Religionsgeschichte und der Literaturkritik mit tief religiösen Zielen streift, fordert René Girard eine absolut aktuelle Neuinterpretation der Mechanismen ihrer Täter. Sein „evangelischer Realismus“ stellt sich der Utopie des entschiedenen Rationalismus entgegen, der den Tod von Millionen von Opfern verursachte und noch verursacht.

Guy Sorman, der ihn zu den wirklichen Denkern unserer Zeit zählt (Verlag Longanesi 1994), hat geschrieben, dass es “nach René Girard nicht mehr möglich ist, die westliche Zivilisation wie in der Vergangenheit zu begreifen“.

Ulderico Bernardi überreicht den Preis.