Alberto Manguel

BEGRÜNDUNGEN

Alberto Manguel ist ein wahrer Vertreter der Renaissance. Er ist ein brillanter Schriftsteller, talentierter Geschichtenerzähler, Übersetzer, Herausgeber und leidenschaftlicher Verfechter der Macht von Büchern und des Lesens. Er ist davon überzeugt, dass Bücher im Wesentlichen dazu dienen, uns selbst und die Welt um uns herum zu verstehen. Er hat sein Leben der Liebe zum Lesen und der Anerkennung von Bibliotheken gewidmet und macht Bücher für alle zugänglich. Alberto Manguel ist ein Meister der Sachliteratur, seine Arbeiten sind immer aufschlussreich, anregend und wunderbar ausgearbeitet. Er hat die Gabe, verschiedene Kulturen und Perspektiven zusammenzubringen und uns zu helfen, die Welt auf eine neue und unerwartete Weise zu sehen. In diesen chaotischen Zeiten des Konflikts und der Vulgarisierung der Kultur stärkt Alberto Manguels Kampf um Spiritualität und seine Liebe zur Kultur sein Ansehen als führende Persönlichkeit in der Welt der Ideen und der Literatur. Seine Werke werden in Italien von Sellerio, Vita e Pensiero und Einaudi veröffentlicht.

LEBENSGESCHICHTE

Alberto Manguel wurde 1948 in Buenos Aires geboren und wuchs in Tel-Aviv auf, wo sein Vater der erste argentinische Botschafter in Israel war. Im Alter von sieben Jahren, als seine Familie nach Argentinien zurückkehrte, lernte er fließend Spanisch; seine ersten Sprachen waren Englisch und Deutsch (die er mit seinem Kindermädchen sprach). Als er sechzehn war und in der Buchhandlung Pigmalion in Buenos Aires arbeitete, bat ihn der inzwischen erblindete Jorge Luis Borges, ihm in seiner Wohnung vorzulesen. Für Manguel war diese Beziehung von grundlegender Bedeutung: Er las Borges von 1964 bis 1968 Bücher vor. In Buenos Aires besuchte er das Colegio Nacional de Buenos Aires, wo er dank der Tatsache, dass die Schule von der Universität verwaltet wurde, einige bedeutende Universitätsprofessoren als Lehrer hatte. Manguel verließ Argentinien in Richtung Europa, bevor Anfang 1969 die Gräueltaten der “Desaparecidos” begannen. Severo Sarduy, Héctor Bianciotti, Julio Cortázar und Geneviève Serreau, um nur einige zu nennen, erleichterten ihm den Übergang zum Leben und Schreiben im Ausland.
In den 1970er Jahren war Manguel ständig unterwegs, er lebte in Frankreich, England, Italien und Tahiti, und arbeitete als Lektor, Herausgeber und Übersetzer. 1980 schrieb Manguel zusammen mit Gianni Guadalupi das Dizionario dei luoghi fantastici (Archinto 2010), dtsch. Titel Von Atlantis bis Utopia. Ein Führer zu den imaginären Schauplätzen der Weltliteratur, einen umfassenden und feierlichen Katalog der die fantastischen Schauplätze der Weltliteratur beschrieb. Die Veröffentlichung des Buches markierte den Beginn von Manguels langer Zusammenarbeit mit der Verlegerin Louise Dennys. 1982 zog Manguel nach Toronto, Kanada, wo er fast zwanzig Jahre lang lebte und seine drei Kinder großzog. In seinem ersten Jahr in seinem neuen Land gab Manguel die innovative Anthologie Black Water: The Book of Fantastic Literature heraus.
Er nahm die kanadische Staatsbürgerschaft an und bezeichnet sich auch weiterhin in erster Linie als Kanadier. Manguel arbeitet regelmäßig für kanadische Zeitungen und die Canadian Broadcasting Corporation sowie für das Times Literary Supplement, die New York Times, The Village Voice, El País, La Repubblica und Svenska Dagbladet. Im Jahr 1992 wurde Manguels Roman News from a Foreign Country Came, dtsch. Titel Im siebten Kreis mit dem McKitterick-Preis ausgezeichnet. Er leitete fünf Jahre lang das Maclean Hunter Arts Journalism Programme am Banff Centre for the Arts in Kanada und wurde im Rahmen des Markin-Flanagan-Programms an der University of Calgary zum Distinguished Visiting Writer ernannt. Im Jahr 2000 kauften Manguel und sein Lebensgefährte ein mittelalterliches Pfarrhaus in der Region Poitou-Charentes in Frankreich und renovierten es, um dort ihre zahlreichen Bücher unterzubringen. Im Jahr 2015 verließen sie Frankreich und zogen nach New York. Manguel erhielt zahlreiche Auszeichnungen, ein Guggenheim Fellowship und die Ehrendoktorwürde der Universitäten Lüttich (Belgien), Anglia Ruskin in Cambridge (Vereinigtes Königreich) sowie York und Ottawa (Kanada).
Er ist Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres (Frankreich) und Offizier des Order of Canada. Von 2016 bis 2018 war er Direktor der Nationalbibliothek von Argentinien. Seit 2020 ist er Direktor von Espaço Atlântida, dem Forschungszentrum für die Geschichte des Lesens in Lissabon, Portugal.
Zu seinen in Italien veröffentlichten Werken gehören: Con Borges (Adelphi 2005), Diario di un lettore (2006), La biblioteca di notte (2007) und Dizionario dei luoghi fantastici (Neuauflage 2010) bei Archinto, Una storia naturale della curiosità (Feltrinelli 2015), Vivere con i libri (Einaudi 2018), Una storia della lettura (Neuauflage Vita e Pensiero 2023), Don Chisciotte e i suoi fantasmi (Sellerio 2023), In nome del libro zusammen mit Stefano Salis und Antonio Filipe Pimentel (Franco Maria Ricci 2023).