NONINO-PREIS "AN EINEN MEISTER UNSERER ZEIT" 1995

Raymond Klibansky

Wenn man Raymond Klibanskys Liste seiner Veröffentlichungen durchgeht, von seinem Vortrag vor der Heidelberger Akademie über ein Fragment von Proklos im weit zurückliegenden Jahr 1929 bis heute, bemerkt man einen roten Faden, der nicht nur seine theoretischen Arbeiten von höchster Qualität durchzieht, sondern auch seine unermüdliche Tätigkeit als kritischer Herausgeber, und das heißt eine fortgesetzte platonische Tradition vom Mittelalter bis in unsere heutige Zeit. Man denke nur an seine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem verstorbenen Ernest Hoffmann bei der Herausgabe der Werke des Nikolaus von Kues, der Herausgabe der lateinischen Werke des großen deutschen Mystikers Meister Eckhart, seine große Ausgabe des Plato Latinus sowie sein Interesse für die Vorstellungen David Humes und für das Thema der Toleranz und der Menschenrechte, um nur einige wenige Titel und Themen aus seiner umfangreichen Bibliographie zu nennen. Meisterhaft ist sein Werk “Saturno e la Melanconia” („Saturn und Melancholie: Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst “) (Verlag Einaudi, 1983), das er zusammen mit Erwin Panofsky und Fritz Saxl verfasste und das ein Klassiker der Geschichte, der Philosophie, der Wissenschaften und der Kunst geworden ist.

Der Preis soll eine kleine Anerkennung sein, um mit dieser weltbekannten Persönlichkeit das Studium der Verbindung zwischen dem Absoluten und dem Unvorhergesehenen in der menschlichen Erfahrung zu ehren, dort, wo Tradition und Wandel nur durch erkenntnismäßige Anstrengungen im Zeichen der Liebe für die Freiheit des Menschen versöhnt werden können.

Der Preis wird von Emmanuel Le Roy Ladurie überreicht.