NONINO-PREIS "AN EINEN MEISTER UNSERER ZEIT" 1997
Leszek Kolakowski
Die tiefe Originalität seiner Gedanken, die Werk und Leben von Leszek Kołakowski auszeichnen, ist durch einen Widerstand gegen jeglichen Dogmatismus und jeglichen Totalitarismus gekennzeichnet sowie durch eine Solidarität mit denjenigen, die materiell und moralisch darunter leiden.
Sein ständiger Versuch, die grundlegenden Rechte zu erläutern und seine Forschungen für eine politische Ordnung, die der Mensch verdient, haben ihn vom Marxismus seiner Jugend zu einem scharfen Kritiker dieser Ideologie geführt, so dass er Polen 1968 verlassen musste, als er Professor für Philosophiegeschichte in Warschau war.
Als peripatetischer Pädagoge hat er in Kanada, in den Vereinigten Staaten und in Oxford, wo er sich dann niederließ, gelehrt.
Als tiefreligiöser Mensch, aber resistent gegen jede Orthodoxie – eines seiner bekanntesten Werke trägt den Titel “Christen ohne Kirche” – hat er die Punkte der Geschichte des Christentums, wie zum Beispiel den Streit zwischen Jansenisten und Jesuiten in seinem letzten Werk “Dio non ci deve niente” („Gott schuldet uns nichts“), sowie die großen Probleme der Metaphysik erforscht, und er hat die radikalen Mythen im Streben der Menschen in “Presenza del mito“ („Die Gegenwärtigkeit des Mythos„) (Verlag il Mulino) analysiert.
Sein Hauptwerk über die Entstehung, Entwicklung und die Auflösung des Marxismus und die Öffnung seiner Forschungen haben die konkreteren Formen der Spannungen unserer Zeit gebrandtmarkt.