Germaine Acogny
Begründungen
Der Tanz drückt die geheimnisvollsten Stimmen der Erde aus.
Die Erde, deren Erhaltung und Pflege seit jeher zu den Werten des Nonino-Preises gehören.
Germaine Acogny gilt als die Mutter des zeitgenössischen afrikanischen Tanzes.
Afrika, die Urmutter der Menschheit.
Mit ihren Aufführungen und der Gründung von Schulen hat sie ihre Kunst in die ganze Welt getragen.
Doch wenn Madame Acogny am Strand oder im Wald unter Bäumen tanzt, wird ihr Körper zum Gebet.
Der persische mystische Dichter Rumi schrieb: Wer die Kraft des Tanzes kennt, der wohnt in Gott.
Tanz ist göttliche Freude und Germaine Acogny ist Tanz.
Biographie
Die senegalesisch-französische Tänzerin, Choreografin und Tanzlehrerin Germaine Acogny entwickelte – beeinflusst durch das gestische Erbe ihrer Großmutter, einer Yoruba-Priesterin – ihre afrikanische moderne Tanztechnik und gilt weltweit als „Mutter des zeitgenössischen afrikanischen Tanzes“.
1944 in Benin als Tochter eines senegalesischen Vaters geboren, zog sie im Alter von 10 Jahren mit ihrem Vater nach Dakar (Senegal), wo sie den Rest ihrer Kindheit verbrachte. In den 1960er Jahren beschloss sie, nach Frankreich zu gehen, um an der École Simon-Siégel in Paris modernen Tanz und Ballett zu studieren, nachdem sie ein natürliches Talent für Tanz gezeigt hatte. 1968, im Alter von 24 Jahren, gründete sie ihre erste Tanzschule in Dakar. Zwischen 1977 und 1982 war sie künstlerische Leiterin von Mudra Afrique (Dakar), einer von Maurice Béjart und dem senegalesischen Präsidenten und Dichter Léopold Sédar Senghor gegründeten Schule. 1980 schrieb sie ihr erstes Buch, Afrikanischer Tanz, das auf Englisch, Deutsch und Französisch veröffentlicht wurde, und die technischen Grundlagen des modernen afrikanischen Tanzes beschreibt. Nach der Schließung von Mudra Afrique im Jahr 1982 zog sie nach Brüssel, um im Tanz-Ensemble von Maurice Béjart zu arbeiten, wo sie internationale Workshops für modernen afrikanischen Tanz organisierte. Sie sammelte dann erneut Erfahrungen in Afrika, in Fanghoumé, einem kleinen Dorf im Süden Senegals, mit Tanz-Praktikanten aus der ganzen Welt. Nachdem sie mehrere Jahre der Bühne ferngeblieben war, kehrte Germaine Acogny 1987 als Tänzerin und Choreografin zurück. Sie arbeitete mit Peter Gabriel an einem Videoclip und kreierte ihr Solo „Sahel“.
Weitere Choreographien folgten. 1995 beschloss sie, in den Senegal zurückzukehren mit dem Ziel, ein internationales Zentrum für traditionelle und zeitgenössische afrikanische Tänze zu gründen: ein Treffpunkt für Tänzer aus Afrika und der ganzen Welt, ein Ort für die professionelle Ausbildung von Tänzern aus ganz Afrika mit dem Ziel, sie auf den zeitgenössischen afrikanischen Tanz vorzubereiten. Der Bau des Zentrums – auch ‘L’Ecole des Sables’ genannt – wurde im Juni 2004 abgeschlossen. Aber bereits seit 1998 wurden jedes Jahr dreimonatige professionelle Workshops für afrikanische Tänzer und Choreographen veranstaltet. Rund 40 Tänzerinnen und Tänzer aus ganz Afrika treffen sich jedes Mal, tauschen sich aus und arbeiten zusammen. Ihr Beitrag zur Tanz- und Choreografieausbildung junger Menschen in Westafrika und die weite Verbreitung ihrer Arbeit in ihrem Heimatland und in der ganzen Welt haben sie zu einer der eigenständigen Persönlichkeiten gemacht, die die Entwicklung der Tanzkunst am meisten beeinflusst haben. Germaine Acogny glaubt an die Kraft des Tanzes, durch die man das Leben der Menschen verändern kann. Sie hat sich immer dafür eingesetzt, ihre Leidenschaft als einen Akt der Transformation und Regeneration zu teilen.
Sie ist Chevalier de l’Ordre du Mérite, Commandeur des Arts et des Lettres und Officier de l’Ordre de la Légion d’Honneur der Französischen Republik.
Sie ist außerdem Chevalier de l’Ordre National du Lion und Officier des Arts et des Lettres der Republik Senegal. Im Jahr 1999 wird sie vom senegalesischen Ministerium für Familie und nationale Solidarität als „Pioneer Woman“ ausgezeichnet. 2018 erhält sie einen zweiten Bessie New Yorker Award für die beste Interpretation des Solostücks Monéluenoire-sacre # 2 und einen Lifetime Achievement Award für Choreografie, Bewegung und Tanz vom Cairo International Festival for Experimental and Contemporary Theatre. Im Jahr 2019 wird sie mit dem ECOWAS (Economic Community of West African States) Excellence Award in der Kategorie Arts and Humanities ausgezeichnet. 2021 erhält sie den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk auf der Biennale von Venedig. Im Jahr 2023 erhält sie zunächst den Joan Myers Brown „Keeper of the Flame“ Legacy Award der International Association of Blacks in Dance und wird später mit dem Grand Prix de l’Académie des Beaux Arts in der Kategorie Choreografie ausgezeichnet.