INTERNATIONALER NONINO-PREIS 1999
Adonis
Der wirkliche Name von Adonis, der als größter lebender arabischer Dichter betrachtet wird, ist Ali Ahmad Said Esber. Er wurde 1930 in Qassalin, einem syrischen Dorf, geboren und siedelte dann nach Beirut über, lebt aber seit den achtziger Jahren in Frankreich. Die Wahl des Pseudonyms Adonis (einem griechischen Wort) erfolgte nach der Lektüre des Mythos von dem schönen Jüngling, der von einem Wildschwein getötet wurde. Der Wechsel von einem muslimischen Namen zu einem, der kein Verhältnis zum Islam hat, wurde zum Symbol für den Wechsel zum Universellen hin, zur Aufgabe einer unbeweglichen Tradition für eine umfassendere Freiheit. In einem Interview aus dem Jahre 1984 in „Le Monde“ erklärt Adonis, dass „modern zu sein, bedeute, den Dialog zu akzeptieren, und dass sich in der arabischen Welt die Modernität in jenen Dichtern manifestiere, die sich nicht fürchteten, anderen Kulturen zuzuhören“. Bei Adonis treffen wir auf die großen Themen aller Dichtkunst: die Liebe und den Tod, die Natur und die Menschen, die Gottheit und das Wort. Zu seinen wichtigsten Werken gehören: „I canti di Mihyar il damasceno“ („Die Gesänge Mihâyrs des Damaszeners“, Gedichte 1958–1965), „La scena e gli specchi“ („Die Bühne und die Spiegel“) , „Memoria del vento“ („Die Erinnerung des Windes“) (Verlag Guanda ), „Il libro della migrazione“ („Das Buch der Auswanderung“) und „Il libro dell’assedio“ („Das Buch der Belagerung“).
Der Preis wird von V. S. Naipaul überreicht.